Die Hochtemperatur-Wärmepumpe ist eine moderne Heiztechnologie, die besonders hohe Vorlauftemperaturen von bis zu 80 °C erreicht. Damit eignet sie sich ideal für Gebäude, in denen klassische Heizkörper statt Fußbodenheizungen zum Einsatz kommen. Viele unsanierte oder nur teilweise sanierte Altbauten verfügen über genau diese konventionellen Heizsysteme, deren Austausch aufwendig und teuer wäre. Eine Hochtemperatur-Wärmepumpe kann also oft ohne größere Umbauten integriert werden und ermöglicht es, den Altbau effizient und klimafreundlich zu beheizen. Doch ist diese Technik tatsächlich eine sinnvolle Lösung für jedes ältere Gebäude? Und unter welchen Voraussetzungen lohnt sich der Umstieg?
Was ist eine Hochtemperatur-Wärmepumpe?
Eine Hochtemperatur-Wärmepumpe ist eine spezielle Form der Wärmepumpe, die in der Lage ist, Heizwasser auf besonders hohe Temperaturen von bis zu 70-80 °C zu bringen. Sie eignet sich dadurch besonders gut für Gebäude, in denen hohe Vorlauftemperaturen notwendig sind, etwa in Altbauten mit klassischen Radiatoren (Heizkörpern), die auf höhere Temperaturen angewiesen sind als moderne Flächenheizungen.
Die Funktionsweise einer Hochtemperatur-Wärmepumpe ist grundsätzlich identisch mit der herkömmlicher Wärmepumpen. Sie entzieht der Umgebung (Luft, Erdreich oder Grundwasser) Wärmeenergie, bringt diese mithilfe eines Kältemittelkreislaufs auf ein höheres Temperaturniveau und gibt sie an das Heizsystem im Gebäude ab. Der Unterschied zur Niedri liegt in der technischen Auslegung. Hochtemperatur-Wärmepumpen verfügen über speziell angepasste Komponenten wie etwa leistungsstärkere Verdichter oder mehrstufige Wärmepumpensysteme um höhere Temperaturbereiche effizient zu erreichen.
Im Vergleich zu Niedertemperatur-Wärmepumpen, die in der Regel eine maximale Vorlauftemperatur von 50 bis 55 °C liefern, können Hochtemperatur-Modelle Temperaturen von bis zu 80 °C bereitstellen. Das ist besonders wichtig in Bestandsgebäuden, bei denen eine umfassende Sanierung oder der Austausch der Heizkörper nicht wirtschaftlich oder baulich umsetzbar ist.
Hochtemperatur-Wärmepumpen gibt es in verschiedenen Ausführungen, abhängig davon, aus welcher Quelle sie die Umweltwärme beziehen:
Luft-Wasser-Wärmepumpen
Nutzen die Außenluft als Wärmequelle. Einfach zu installieren, jedoch witterungsabhängig.
Sole-Wasser-Wärmepumpen
Entziehen dem Erdreich über Erdsonden oder Flächenkollektoren Wärme. Höhere Investition, aber konstant hohe Effizienz.
Wasser-Wasser-Wärmepumpen
Nutzen Grundwasser als Energiequelle. Sehr effizient, aber genehmigungspflichtig und abhängig von den örtlichen Gegebenheiten.
Vorteile im Altbau
Im Altbau punktet die Hochtemperatur-Wärmepumpe mit entscheidenden Vorteilen, die sie zu einer attraktiven Alternative zu Öl- oder Gasheizungen machen.
Ideal für bestehende Heizkörper
Hochtemperatur-Wärmepumpen liefern Vorlauftemperaturen von bis zu 80 °C und sind damit bestens für herkömmliche Radiatoren geeignet. Eine aufwendige Umrüstung auf Flächenheizungen wie Fußboden- oder Wandheizung ist nicht nötig. Das spart Zeit, Geld und vermeidet größere Eingriffe in die Bausubstanz.
Geringerer Sanierungsaufwand
Im Vergleich zu Niedertemperatur-Wärmepumpen, die nur mit sehr gut gedämmten Gebäuden und großflächigen Heizsystemen effizient arbeiten, sind Hochtemperatur-Wärmepumpen deutlich flexibler einsetzbar. Auch bei mäßiger Dämmung oder teilmodernisierten Altbauten liefern sie zuverlässig Wärme ohne, dass das ganze Haus energetisch auf Neubaustandard gebracht werden muss.
Bestehende Infrastruktur weiter nutzbar
Hochtemperatur-Wärmepumpen lassen sich problemlos in bestehende Heizsysteme integrieren. Rohrleitungen, Heizkörper und Regeltechnik müssen in vielen Fällen nicht ausgetauscht werden. Dadurch bleibt die ursprüngliche Heizstruktur erhalten, was den Umstieg besonders einfach macht.
Umweltfreundlich und förderfähig
Wie alle Wärmepumpen nutzt auch die Hochtemperatur-Variante Umweltwärme. Der CO₂-Ausstoß im Betrieb ist gering, insbesondere bei Kombination mit Ökostrom oder Photovoltaik. Zudem wird der Einbau häufig staatlich gefördert. Das senkt die Investitionskosten deutlich und macht die Umstellung wirtschaftlich besonders attraktiv.
Voraussetzungen und Eignung prüfen
Auch wenn Hochtemperatur-Wärmepumpen speziell für ältere Gebäude konzipiert sind, sollten vor der Installation einige grundlegende Voraussetzungen geprüft werden. Nur so lässt sich sicherstellen, dass das System effizient arbeitet und dauerhaft für wohlige Wärme sorgt.
Gebäudedämmung
Eine komplett gedämmte Gebäudehülle ist für den Einsatz einer Hochtemperatur-Wärmepumpe nicht zwingend erforderlich. Dennoch sollte zumindest eine grundlegende Dämmung von Dach, Fenstern und Außenwänden vorhanden sein, um unnötige Energieverluste zu vermeiden. Je besser das Haus gedämmt ist, desto effizienter kann die Wärmepumpe arbeiten und desto geringer fallen die Stromkosten für die Wärmepumpe aus.
Heizlastberechnung und Wärmebedarf
Vor der Entscheidung für eine Hochtemperatur-Wärmepumpe ist eine professionelle Heizlastberechnung unerlässlich. Dabei wird ermittelt, wie viel Wärme das Gebäude tatsächlich benötigt. Der Bedarf hängt dabei besonders von Baujahr, Dämmstandard, Raumgröße und Nutzung ab. Nur mit diesen Daten lässt sich die Wärmepumpe korrekt dimensionieren und effizient betreiben.
Zustand und Größe der Heizkörper
Da Hochtemperatur-Wärmepumpen mit bestehenden Heizkörpern arbeiten können, ist es wichtig, deren Zustand und Dimensionierung zu überprüfen. Zu kleine oder stark verkalkte Heizkörper können den effizienten Betrieb behindern. In vielen Fällen genügt jedoch ein Tausch einzelner Elemente gegen größere Modelle, um die gewünschte Raumwärme bei niedrigeren Vorlauftemperaturen zu erreichen.
Platzbedarf für die Außeneinheit (bei Luft-Wasser-Systemen)
Bei der Wahl einer Luft-Wasser-Wärmepumpe muss ausreichend Platz für die Außeneinheit vorhanden sein. Der Standort für das Außengerät ist idealerweise in der Nähe des Gebäudes, gut belüftet und zugänglich für Wartungsarbeiten. Dabei sind auch Abstände zu Nachbargrundstücken und eventuelle Geräuschentwicklungen zu beachten, da diese bei Luftsystemen je nach Gerätetyp hörbar sein können.
Wirtschaftlichkeit und Kosten
Wer über den Einbau einer Hochtemperatur-Wärmepumpe im Altbau nachdenkt, stellt sich früher oder später die Frage nach den Kosten und ob sich die Investition langfristig rechnet. Die gute Nachricht: Trotz höherer Anfangsausgaben kann sich der Umstieg auf eine Wärmepumpe finanziell lohnen, vor allem angesichts steigender Energiepreise und attraktiver Förderungen.
Anschaffungskosten und Betriebskosten
Die Anschaffungskosten für eine Hochtemperatur-Wärmepumpe liegen in der Regel höher als bei einer klassischen Öl- oder Gasheizung. Das gilt besonders, wenn zusätzliche Arbeiten wie die Aufstellung einer Außeneinheit oder die Dämmung einzelner Gebäudeteile erforderlich sind. Je nach System (Luft-Wasser, Sole-Wasser oder Wasser-Wasser) und Gebäudegröße liegen die Investitionen meist zwischen 25.000 und 40.000 CHF.
Dem gegenüber stehen allerdings niedrigere Betriebskosten, da Wärmepumpen Umweltenergie nutzen und nur wenig Strom benötigen. Insbesondere im Vergleich zu fossilen Heizsystemen sind die jährlichen Heizkosten bei entsprechender Auslegung deutlich geringer. Auf lange Sicht amortisiert sich die Investition daher – besonders in Zeiten steigender Öl- und Gaspreise.
Einsparpotenzial gegenüber Öl- oder Gasheizungen
Durch den Wegfall fossiler Brennstoffe können Haushalte mit einer Hochtemperatur-Wärmepumpe im Altbau jährlich mehrere Tausend Franken an Energiekosten einsparen, abhängig vom individuellen Verbrauch, Stromtarif und Dämmstandard des Gebäudes. Auch die CO₂-Abgaben, die bei fossilen Heizsystemen anfallen, entfallen bei der Wärmepumpe vollständig, was die Wirtschaftlichkeit zusätzlich verbessert.
Fördermöglichkeiten in der Schweiz
In der Schweiz gibt es attraktive Förderprogramme auf kantonaler Ebene, die den Umstieg auf eine Wärmepumpe finanziell unterstützen. Die Höhe der Förderung variiert je nach Kanton, Gebäudezustand und Art der Wärmepumpe. In vielen Fällen sind Zuschüsse von mehreren Tausend Franken möglich, vor allem beim Ersatz einer alten Öl- oder Gasheizung. Einen guten Überblick über verfügbare Beiträge bietet die Plattform www.energiefranken.ch oder das kantonale Energiefachstellenportal.
Lebensdauer und Wartung
Hochtemperatur-Wärmepumpen sind langlebig. Die Lebensdauer beträgt in der Regel 15 bis 20 Jahre, oft sogar länger bei regelmäßiger Wartung. Der Wartungsaufwand ist vergleichsweise gering, da kein Brenner, Schornstein oder Brennstofflager benötigt wird. Das reduziert laufende Kosten und erhöht die Betriebssicherheit.